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Das hatte so viel Überwindung gekostet noch einmal in diesen wunderschönen alten Kro zu gehen. Angeblich um Kaffee zu trinken, ganz normal. In Wirklichkeit wegen dieser schönen Bedienung. Wieimmerauchschön!

Viel Mut zusammengedacht, vielleicht um sie anzusprechen, vielleicht mit kleinem Vorwand, vielleicht eine dänische Wendung oder so erklären zu lassen – Kontakt halt – Sehnsucht nach Kontakt halt – wieauchimmer.

Sehr zart und so schön dieser Tagtraum, der Traum von dieser großen Verliebtheit, diesem schönen Lachen von die Nähe und Geborgenheit , von Wärme, von Haaren, die so scheiße an der Backe kitzeln, wenn sie so schön leise atmend im Arm eingeschlafen ist – irgendsowasauchimmer! Im Tagtraum gehört Ihr auch der Kro und sie braucht auch da dringend jemand und alles löst sich auf – irgendwieauchimmer!

Aller Mut zusammengenommen! Es fing gut an- kaum Autos auf dem Parkplatz und in dem ganz, ganz langen Speisesaal mit den zehn Tischreihen saß nur eine komische Touristin an der Eingangstür. Und Sie – war tatsächlich auch da, wieder in einem solchen langen schwarzen Rock, der beim Gehen so leicht über die Waden schwingt und so ein kleines bißchen Haut zeigt, versprechend und doch so weit weg.

Ganz gelassen also mit viel Zeit habe ich mich an den letzten Tisch der Reihe gesetzt, leicht Grübchen zeigend gelächelt und auf den richtigen Moment gewartet für die leise Frage, mich leicht gleich zurücknehmend, sehr ängstlich, aber gewappnet, auf das Erschrecken vorbereitet, auf die erschreckende Abwehr in der Gestik, im Gesicht, in der Aura, auf diesen schrecklichen Moment des Verlassenwerdens, vonwemauchimmer!

Innerhalb von 30 Sekunden waren plötzlich alle Tische um mich herum besetzt. Einer von zwei Handwerkern die sehr laut und aufgeräumt ihre Mittagspause begingen und der andere von zwei älteren dänischen Paaren mit viel Zeit und der augenscheinlichen Absicht dieses Essen zu genießen und auszudehnen , sogar mit Aquavit am Ende. Da kann man nicht ankommen mit einer Kanne Kaffee. So lange kann man die nicht herauszögern, auch wenn man versunken scheint.

Was alles so passieren kann, daß man bloß seinen Traum nicht aufs Spiel setzt. Und fragen? Unmöglich! Nicht, wenn alle zuhören!

Alle waren sehr fröhlich und spaßig über die Tischgrenzen hinweg. Und sie mittendrin, mitscherzend, die Leute anfassend, leicht – freundliche leichte Berührungen an den Schultern außer bei mir. Immer wenn sie an mir vorbei zur Küche mußte hat sie mich nur wunderbar angestrahlt – so ganz von innen und ganz nach innen. Und ich natürlich zurück – hastewasbistwas!

Ich habe noch kurz mit ihr gesprochen beim Bezahlen über Belangloses, über dänsiches Essen oder und leise eingeflochten, daß ich zum Essen komme wolle. Sie hat sich ehrlich gefreut und mich angelächelt. Ich habe so schön grübchend zurückgelächelt, so ganz aus inne nach innen und bin nie hingegangen. Ich habe meinen wunderschönen Traum behalten. Wie schön, wie saumäßigschön!